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Licht als Entwurfspartner und mächtiges Gestaltungsmittel in der Architektur

Warum wir Licht nicht nur planen, sondern als aktiven Gestaltungsfaktor begreifen – für Räume, die im Tagesverlauf lebendig bleiben. Licht ist eines der mächtigsten Gestaltungsmittel in der Architektur – und zugleich eines der flüchtigsten. Es ist immateriell, dynamisch, ständig im Wandel. Dennoch oder gerade deshalb prägt es maßgeblich, wie wir Räume erleben. 

 

Als Architekturbüro betrachten wir Licht nicht als rein technische oder funktionale Komponente. Für uns ist es ein aktiver Entwurfspartner: ein Element, das Atmosphären erzeugt, Proportionen sichtbar macht, Orientierung schafft und den Charakter eines Raums formt. Wer Licht nur als Beleuchtung versteht, vergibt das enorme gestalterische Potenzial, das es in sich trägt.

Licht definiert Raum

Ohne Licht gibt es keinen Raum. Es sind die Wechselwirkungen von Licht und Material, von Helligkeit und Schatten, die Raum überhaupt erfahrbar machen.

Wir nutzen Licht gezielt, um die architektonische Struktur eines Gebäudes zu unterstützen oder hervorzuheben.

  • Durch die Platzierung von Fenstern und Oberlichtern entsteht gezielt geführtes Tageslicht.
  • Raumkanten, Oberflächen und Materialien werden so modelliert, dass sie auf das einfallende Licht reagieren und es sichtbar machen.
  • Lichtführung hilft, den Blick zu lenken und Zonen im Raum differenziert zu bespielen.

Ein gut durchdachtes Lichtkonzept verleiht dem Raum nicht nur Tiefe und Charakter – es steigert auch die Aufenthaltsqualität und unterstützt die gewünschte Nutzung.

Licht verändert Räume im Tagesverlauf

Anders als statische Gestaltungselemente ist Licht dynamisch. Es verändert sich im Rhythmus des Tages und im Lauf der Jahreszeiten. Genau dieses Wechselspiel macht Räume lebendig. Wir begreifen Licht deshalb als zeitlichen Faktor im Entwurf.

Ein Beispiel:

  • In einem Bürogebäude planen wir Arbeitsplätze so, dass sie morgens von diffusem, blendfreiem Nordlicht profitieren.
  • Mittags inszenieren wir gezielt Sonnenlicht in offenen Kommunikationsbereichen, um Energie und Bewegung zu fördern.
  • Am späten Nachmittag unterstützen warm getönte Kunstlichtszenarien den Übergang in ruhigere Arbeitsphasen oder in Veranstaltungen.

So wird der Raum im Verlauf des Tages immer wieder anders erlebbar – ein feiner, oft unbewusster Impuls, der den Alltag der Nutzerinnen und Nutzer bereichert.

Licht prägt Stimmung und Verhalten

Licht beeinflusst maßgeblich unsere Emotionen und unser Verhalten im Raum. Es kann aktivieren oder beruhigen, Gemeinschaft fördern oder Rückzug ermöglichen. 

 

Deshalb stellen wir uns in jedem Projekt Fragen, wie:

  • Welche Lichtstimmung unterstützt die jeweilige Raumnutzung optimal?
  • Wie viel Dynamik ist sinnvoll – wann braucht es ruhige, konstante Lichtverhältnisse, wann lebendige Wechsel?
  • Wo soll Licht leiten, wo Orientierung geben?
  • Wie können wir mit Licht Übergänge zwischen Zonen inszenieren?

Gerade in sensiblen Bereichen – Bildungsbauten, Gesundheitswesen, Arbeitswelten – kann ein differenziertes Lichtkonzept entscheidend dazu beitragen, Menschen positiv zu beeinflussen.

Tageslicht als Ressource

Ein zentrales Anliegen unserer Entwurfsarbeit ist es, Tageslicht so umfassend wie möglich nutzbar zu machen.

Das hat ökologische, gesundheitliche und atmosphärische Dimensionen:

  • Jede Stunde, in der natürliches Licht Kunstlicht ersetzt, spart Energie.
  • Tageslicht unterstützt den natürlichen Biorhythmus und das Wohlbefinden.
  • Kein künstliches Licht erreicht die Qualität, Tiefe und Variabilität von natürlichem Licht.

Wir analysieren deshalb bei jedem Projekt die tageslichttechnischen Potenziale des Standorts – und entwickeln Lösungen, die diese in den Dienst der Architektur stellen, von sorgfältig platzierten Öffnungen über reflektierende Oberflächen bis hin zu steuerbaren Verschattungselementen. 

Lichtgestaltung ist integraler Entwurfsbestandteil

Für uns gilt: Licht wird nicht am Ende „hinzugefügt“, sondern von Anfang an mitgedacht. Bereits in frühen Konzeptphasen entwickeln wir Lichtideen parallel zum Raumkonzept.

  • Wir arbeiten mit digitalen Tageslichtsimulationen, um die Lichtwirkung präzise zu steuern.
  • Wir stimmen Material- und Farbwahl eng mit dem Lichtkonzept ab.
  • Wir legen Wert auf die feine Abstimmung von Tages- und Kunstlicht – für eine harmonische, ganzheitliche Raumwirkung.

So entstehen Räume, die nicht nur architektonisch stimmig, sondern im besten Sinn lebendig sind. Nämlich Räume, die im Tagesverlauf neue Facetten zeigen, die Menschen intuitiv begleiten und inspirieren und die Licht als selbstverständlichen Teil ihrer Gestaltung atmen.

Licht ist einer unser wichtigsten Entwurfspartner

Licht ist für uns nicht nur Mittel zum Zweck. Es ist Haltung und Haltungsträger zugleich. Wer Licht ernst nimmt, gestaltet nicht nur Räume, sondern gestaltet Zeit, Stimmung und Erlebnis. Genau deshalb begreifen wir Licht als einen unserer wichtigsten Entwurfspartner – für Architektur, die berührt, inspiriert und im Alltag der Menschen positiv wirkt.

 

Im nächsten Beitrag erläutern wir, wie wir Materialien bewusst auswählen, inszenieren und in den Dialog mit Licht und Raumwirkung stellen.

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